Rote Alge, großes Versprechen: Wie viel Wahrheit steckt im Astaxanthin-Hype?

Kaum ein Nahrungsergänzungsmittel wird derzeit so intensiv beworben wie Astaxanthin. Der rötlich-orange Farbstoff gehört zu den Carotinoiden und kommt in bestimmten Pflanzen, Hefen und vor allem in der Mikroalge Haematococcus pluvialis vor – dem eigentlichen „Produzenten“ des Astaxanthins. Krebstiere und Vögel nehmen die Substanz über die Nahrung auf, was ihrer Färbung den charakteristischen Ton verleiht. Denken Sie nur an den Flamingo: Ohne Astaxanthin wäre er schlicht grau.

Auch die Lebensmittelindustrie hat den Farbstoff für sich entdeckt. Dort sorgt er etwa dafür, dass das Fleisch von Regenbogenforellen aus Aquakulturen lachsrot erscheint – und sich somit besser als „Lachsforelle“ vermarkten lässt.

In der Werbung wird Astaxanthin gerne als „stärkstes Antioxidans der Welt“ angepriesen – es soll die Gelenke schützen, die Sehschärfe verbessern, Muskeln stärken und das Immunsystem pushen. Sogar die enorme Ausdauer von Lachsen auf ihrer Wanderung stromaufwärts wird ihm zugeschrieben. Klingt beeindruckend – doch wie viel davon ist wissenschaftlich belegt?

Tatsächlich gibt es erste tierexperimentelle Studien, die vielversprechende Effekte zeigen. Beweiskräftige Studien am Menschen fehlen jedoch bisher. Unbestritten ist nur die starke antioxidative Wirkung, die bereits in den 1990er-Jahren im Vergleich zu Vitamin E, Vitamin C und anderen Beta-Carotinoiden nachgewiesen wurde.

Aktuell enthalten die meisten beworbenen Produkte etwa 8 mg Astaxanthin pro Kapsel – deutlich mehr, als man über Fisch aufnehmen könnte. Manche schwören sogar auf noch höhere Dosen. Ein Bekannter, der davon überzeugt ist, zeigt inzwischen allerdings eine leicht rötlich-orange Hauttönung …

Wichtig zu wissen: Antioxidantien können in hoher Dosis auch pro-oxidativ wirken – das heißt, sie können paradoxerweise Entzündungsprozesse fördern. Bei Patienten mit nachgewiesener Entzündungsreaktion kann eine ergänzende Einnahme von 4–8 mg pro Tag sinnvoll sein. Bei gesunden Menschen mit ausgeglichener Stoffwechsellage ist dagegen Zurückhaltung angebracht.

Fazit:
Astaxanthin ist ohne Zweifel ein spannender Stoff mit viel Potenzial – doch zwischen Laborversuchen und tatsächlichem Nutzen für den Menschen klafft noch eine große Lücke. Bis belastbare Studien vorliegen, gilt: Wer sich ausgewogen ernährt, braucht keine zusätzliche „Flamingo-Pille“.

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